Samstag, 13. September 2008

Vater Unser - Ein Dialog

Vater Unser

„Vater unser, der du bist im Himmel ….“

- „Da, du hast es schon wieder getan.“

„Was getan?“

- „Mich angerufen. Du hast gesagt: Vater unser

im Himmel. Und hier bin ich. Worum geht es?“

„Das hab ich doch gar nicht ernst gemeint. Ich habe nur mit meinem Morgengebet begonnen. Da sage ich jedes Mal das Vaterunser auf. Und anschließend fühle ich mich immer richtig gut. Ich habe das Gefühl, als ob ich meine Pflicht getan hätte.“

- „Also gut – sprich weiter.“

„Geheiligt werde dein Name.“

- „Einen Augenblick. Was meinst du denn damit?“

„Womit?“

- „Geheiligt werde dein Name.“

„Das bedeutet, es bedeutet. Du meine Güte, ich weiß nicht, was es bedeutet. Wie soll ich das auch wissen? Es gehört einfach zum Gebet. Übrigens, was bedeutet es denn?“

- „Geehrt, heilig, über alles gelobt, wunderbar.“

„Das klingt aber gut. Bisher habe ich noch nie darüber nachgedacht.“

„Dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel, so auf Erden.“

- „Meinst du das wirklich?“

„Sicher, warum denn nicht?“

- „Und was trägst du dazu bei?“

„Dazu beitragen? Nichts, glaube ich. Ich denke vielmehr, es wäre eine schöne Sache, wenn du auch hier unten alles so gut in deine Hand nehmen könntest, wie du es da oben bei dir tust.“

- „Habe ich dich denn in meiner Hand?“

„Naja, ich gehe zur Kirche.“

-„Danach habe ich dich nicht gefragt. Wie steht es um dein Temperament deine heftige Art, deine Ungeduld? Damit hast du doch immer wieder Schwierigkeiten, nicht wahr? Und wie gehst du mit deinem Geld um - brauchst du immer noch alles nur für dich? Und welche Bücher liest du? Und was siehst du dir im Fernsehen an?“

„Nun hacke doch nicht auf mir herum! Ich bin genauso gut wie die anderen Menschen in der Kirche.“

- Entschuldigung, ich dachte, du hättest darum gebetet, das mein Wille geschehe. Wenn du das wirklich so meinst, muss ich doch darauf eingehen.“

„Ja, natürlich. Ich weiß, ich habe da einige Probleme. Nachdem du mich darauf hingewiesen hast, fallen mir noch ein paar mehr ein.“

- „Mir auch.“

„Bisher habe ich noch nicht viel darüber nachgedacht, aber ich würde gerne so manches davon loswerden. Ehrlich gesagt, ich wäre gerne wirklich frei.“

- „Gut. Nun kommen wir voran. Lass uns beide zusammenarbeiten. Wir werden bestimmt einige Siege gewinnen. Ich bin stolz auf dich.“

„Ja, Herr, aber jetzt muss ich dieses Gebet zu Ende bringen. Heute dauert es viel länger als normalerweise.“ „Unser tägliches Brot gib uns heute.“

- „Für das Brot brauchst du nicht zu beten. Das wird dir helfen abzunehmen.

„Also jetzt wird es ja immer schöner! Ich komme meiner religiösen Pflicht nach, und das platzt du plötzlich herein und erinnerst mich an alle meine Schwächen!“

- „Das Gebet ist etwas Gefährliches. Es fordert heraus. Es stellt in Frage. Du kannst dabei ein völlig anderer Mensch werden. Um so mehr möchte ich dir mit allem Nachdruck sagen: Halte an am Gebet. Und wie geht es jetzt weiter?“

Pause. „Ich trau mich nicht.“

- „Warum traust du dich denn nicht? Wovor hast du Angst?“

„Weil ich schon weiß, was du wieder sagen wirst.“

- „Versuch es doch erst einmal!“

„Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern …“

- „Und was ist mit deiner Nachbarin?“

„ Da siehst du, ich hab’ es geahnt. Ich wusste, dass du jetzt damit kommen würdest! Aber sie hat doch Lügen über mich erzählt und mit anderen Leuten über meine Familie gesprochen. Und sie hat mir auch das Geld nicht zurückgezahlt, das sie mir schuldet. Ich habe mir geschworen, es ihr heimzuzahlen.“

- „Was soll denn dein Gebet dann bedeuten?“

„Ich habe es gar nicht ernst gemeint.

- „Wenigstens bist du jetzt ehrlich. Aber findest du es richtig, auf einen anderen solchen Zorn zu haben?“

„Nein, aber es geht mir bestimmt besser, wenn ich mich gerächt habe. Übrigens habe ich mir schon etwas Nettes ausgedacht. Sie wird sich wünschen, nie in unsere Nähe gezogen zu sein.“

- „Dir wird es nicht besser gehen, sondern schlechter. Rache ist nämlich nicht süß. Überleg nur mal, wie unglücklich du jetzt schon bist. Das kann ich aber alles ändern."

„Wirklich? Wie denn?“

- „Vergib deiner Nachbarin, dann werde ich dir auch vergeben. Nun muss sie mit dem Hass und der Sünde zurechtkommen. Du aber wirst frei und in deinem Herzen Frieden haben.“

„Ja, du hast Recht. Du hast immer Recht. Und wichtiger als meine Rachegefühle gegen diese Frau ist mir, dass mein Verhältnis zu dir in Ordnung ist. Aber …. (Pause) …. (Seufzer) … Also gut. ich vergebe ihr. Hilf ihr, den richtigen Weg zu finden, Herr. Wenn ich so darüber nachdenke, muss sie sich doch eigentlich richtig elend fühlen, wie jeder, der ständig anderen Menschen Schlimmes antut. Bitte zeige ihr auf irgendeine Weise den rechten Weg.“

- „Na siehst du! Ist das nicht viel besser? Und wie geht es dir jetzt?“

„Na ja, eigentlich gar nicht schlecht. Ich habe sogar ein sehr gutes Gefühl. Ich glaube, wenn ich heute Abend ins Bett gehe, werde ich zum ersten Mal nicht mehr so schrecklich verspannt sein wie bisher. Vielleicht schlafe ich auch besser.“

„Ach ja, richtig.“ „Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen."

- „Gut, das werde ich auch tun. Aber vermeide auch alles, was dich in Versuchung bringen könnte.“

„Was meinst du damit?“

- „Mach’ nicht den Fernseher an, ohne zu überlegen, was du da siehst. Denke darüber nach, wie du deine Zeit einteilst, was für Freunde du hast, worüber du mit ihnen sprichst. Mach’ dir Gedanken über das, was wirklich Wert hat und kostbar ist in deinem Leben. Vor allem bitte ich dich, dass du mich nicht als Notnagel missbrauchst.“

„Den letzten Satz habe ich nicht verstanden.“

- „Aber das hast du doch oft getan“ Du bist irgendwo in Schwierigkeiten geraten. Dann kamst du zu mir gelaufen und sagtest. Herr, bitte hilf mir hier raus. Ich will es auch nie wieder tun. – Erinnerst du dich?“

„Ja, Herr, ich schäme mich. Es tut mir sehr leid.“

-„Ich habe dich immer wieder bewahrt. Aber hast du auch deine Versprechen gehalten?“

„Nein, meistens nicht. Ich habe bis jetzt immer gedacht, ich könnte tun, was ich wollte, wenn ich mir jeden Tag das Vaterunser beten würde. So etwas wie dieses Gespräch mit dir heute hätte ich nicht erwartet.“

- „Und wie geht dein Gebet weiter?“

„Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.“

- „Weißt du, was Herrlichkeit sein könnte? Worüber ich mich wirklich freuen würde?“

„Nein, aber ich würde es gerne wissen. Ich möchte dir Freude machen. Mehr und mehr verstehe ich, wie schön es wäre, dir wirklich nachzufolgen.“

- „Damit hast du deine Frage schon selbst beantwortet.“

„Wirklich?“

- „Ja, es bedeutet Herrlichkeit für mich, wenn Menschen wie du mich wirklich lieb haben. Und nun sehe ich, dass diese persönliche Beziehung zwischen uns entsteht. Nachdem wir jetzt einige von deinen Sünden ausgeräumt haben und sie uns nicht mehr stören, wirst du staunen, was wir noch gemeinsam erleben werden!“

„Herr, lass uns entdecken, was wir aus mir machen können, ja?“

- „Du wirst es erleben!“


*Quelle: unbekannt*

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